Das Gestalten mit Stoffen eröffnet wirklich unglaublich vielfältige Möglichkeiten. Ich habe diesmal versucht, die Lieblings-Zeichentrickfigur „Leo the Truck“ für den 2-jährigen Liam auf ein Kinderkissen zu bekommen.
Weil ich den Zeichentrickfilm erst mal gar nicht kannte, habe ich mir ein paar Fotos von Filmszenen angeschaut, um so das Look und Feel das Filmes kennen zu lernen. Bei Etsy habe ich sogar bei © DFclipartSVG den Truck „Leo“und den typischen Baum aus der Serie als Vektordatei gefunden. Schon mal ein Anfang.
1. Schritt: Leo the Truck als Bilddatei zusammenstellen
Ich habe mir dann in einem Bildbearbeitungsprogramm eine einfache Szene erstellt, die der Filmszene ähnelt. Eine Straße, grüne Wiese, Himmel, Baum und Leo the Truck. Es kam mir hier schon zugute, dass auch die Filmszene nicht stark verschnörkelt und dadurch einfach zu zeichnen war. Das Motiv habe ich dann in Originalgröße 50cm x 50cm ausgedruckt und gleich festgestellt, dass meine erste Zeichnung mit dem Haupt-Motiv viel zu groß für meine Stickmaschine wird. Noch war es ja nur eine Grafik, also alles nochmal verkleinert. Aber der Hintergrund ansich – Himmel, Wiese, Straße – waren schon in der richtigen Dimension. Daher habe ich den „Fehldruck“ dennoch farblich sortiert ausgeschnitten und als Schnittmuster für den Hintergrund verwendet. D.h. die 4 Streifen auf den Stoff aufgelegt, 1cm Nahtzugabe angezeichnet, ausgeschnitten und zusammengenäht. Patchwork einmal anders.
2. Schritt Applikationen mit Vliesfix und Stickmaschine umsetzen
Dann habe ich überlegt, welche Elemente der Szene sich für welche Näh- oder Applikations-Techniken eignen. Den „Leo the Truck“ habe ich tatsächlich mit der Sticksoftware digitalisiert und als Fransenapplikation ausgestickt. Eine Fransenapplikation eignen sich gut dafür. Die Vektordatei wird als Bild in der Sticksoftware angezeigt und man zeichnet die Außenlinien nach. Einmal die Platzierungslinie, da kann man auch etwas grober die Linien ziehen und dann nochmal die Applikationsnaht (z. B. mit einem 3-fach-Stich). Das ausgestickte Ergebnis ist nicht ganz perfekt geworden. Aber ich bin zufrieden.
Dann für die weiteren Elemente habe ich es einfacher empfunden, die Motive auf Papier auszudrucken und die Umrisse auf eine Vliesofix, also auf eine Stoffklebefolie (spiegelverkehrt) zu übertragen. Dieses Vliesofix bügelt man dann im nächsten Schritt auf den Stoff auf, schneidet das Motiv anschließend aus und näht es mit der Nähmaschine auf den Hintergrundstoff. Die Stickmaschine würde das ziemlich exakt bzgl. der Nahtlinie aufnähen, aber bei Fransenapplikationen soll es ja etwas schief- und wackelig aussehen, find ich. Und es ist einfach schwieriger, die Motive mit der Stickmaschine an der richtigen Stelle zu platzieren, weil man den Stoff ja dann in einen Stickrahmen einspannen muss. Hier kommt es schon mal schnell zu Fehlplatzierungen. Hat man die Elemente aber mit Vliesofix händisch ausgeschnitten, kann man die Elemente einfach freier auf dem Stoff platzieren. Und man sieht besser, wie es wirkt.
3. Schritt: Kissen finalisieren
Als dann alles appliziert war, habe ich das Kissen diesmal unten mit einem verdeckten Reißverschluss ausgestattet. Das bestickte/applizierte Stoffteil habe ich von hinten mit Vlies verstärkt. Es eignen sich G700 Gewebevlies oder H180. Ich persönlich mag bei Kissen das H180 lieber. Das schützt nicht nur die Rückseite der Applikationen, sondern gibt dem Kissen noch etwas mehr Halt. Die innenliegenden Nahtzugaben sind natürlich mit der Overlock versäubert.
Ich habe kurz überlegt, ob ich jetzt noch die grüne Wiese „quilten“, also ein Muster mit Nähten aufbringen soll. Aber ich habe mich letztendlich dagegen entscheiden, weil die Filmszenen auch sehr „digital glatt und ohne Muster“ sind.
Eine spannende Challenge, noch nie davor hatte ich mit Vliesfox gearbeitet. Ein Stück aus der Patchwork-Technik konnte ich hier auch einsetzen. Jetzt hoffen wir mal, dass sich der kleine Liam, der 2021 nun zwei Jahre alt wird, über sein Geschenk freut.